Belgien und das Großherzogtum Luxemburg verstärken ihre Zusammenarbeit im Eisenbahnbereich
Ein schnellerer, modernerer, leichter zugänglicher und besser mit anderen Verkehrsmitteln verbundener grenzüberschreitender Bahnverkehr: Dies ist die gemeinsame Vision des belgischen Ministers für Mobilität Georges Gilkinet sowie seines luxemburgischen Amtskollegen François Bausch für die Zukunft der Bahnverbindungen zwischen Belgien und dem Großherzogtum Luxemburg. Durch eine am Dienstag im Namen beider Länder unterzeichnete Absichtserklärung wird das gemeinsame Bestreben bekräftigt, die Bahn zum Rückgrat einer nachhaltigen grenzüberschreitenden Mobilität zu machen; zudem wurde ein Fahrplan vereinbart, der auf die Verbesserung der Bahnverbindungen zwischen beiden Ländern abzielt.
Zwischen Belgien und dem Großherzogtum Luxemburg herrscht täglich ein intensiver grenzüberschreitender Verkehrsstrom. Jeden Tag pendeln 45.000 Belgier/-innen zwischen den beiden Ländern. Derzeit nutzen noch 85 % dieser Personen das Auto für die Strecke. Die Mobilitätsminister Georges Gilkinet und François Bausch sind entschlossen, dieses große Potenzial für die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene zu nutzen und so zu den Klimazielen Belgiens, Luxemburgs und der EU beizutragen.
Ihr geteilter Wille kommt in der Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung zum Ausdruck. Mit dieser Erklärung verpflichten sich beide Seiten, folgende Ziele zu verfolgen:
- Verdoppelung des Anteils der Pendler/-innen zwischen beiden Ländern, die den Zug nutzen, bis 2040,
- Verdoppelung des Volumens des Schienengüterverkehrs zwischen Belgien und Luxemburg bis 2040,
- Steigerung der Attraktivität des Bahnfahrens durch die Verkürzung der Fahrzeiten zwischen beiden Hauptstädten, mit dem Ziel, Brüssel und Luxemburg bis 2030 in zwei Stunden zu verbinden.
Zu diesem Zweck werden mehrere Maßnahmen ergriffen.
Modernisierung der Infrastruktur
Um die Modernisierung der Achse 3 zwischen Gembloux und Luxemburg sowie der RER-Linien zwischen Brüssel und Ottignies zu beschleunigen, werden beide Länder bis Ende des Jahres gemeinsam einen Finanzierungsantrag bei den europäischen Instanzen im Rahmen des Programms Connecting Europe Facilities (CEF) stellen. Diese Finanzierung, die die bereits im MRP 2023–2032 von Infrabel für dieses Projekt vorgesehenen Mittel ergänzt, würde es ermöglichen, die Arbeiten zwei Jahre früher als geplant (2029 anstelle von 2031) abzuschließen, d. h. zum technisch frühestmöglichen Zeitpunkt für ein Bauvorhaben dieses Ausmaßes.
Auf luxemburgischer Seite wird die Beseitigung mehrerer Niveauübergänge zwischen Luxemburg und der belgischen Grenze in Betracht gezogen. Darüber hinaus wird bis 2030 in Hollerich ein neuer multimodaler Haltepunkt entstehen, der den grenzüberschreitenden Pendlerinnen und Pendlern eine erhebliche Zeitersparnis bringen wird, da sie nicht mehr über den Hauptbahnhof von Luxemburg fahren müssen, um das Stadtzentrum und die Geschäftsviertel zu erreichen.
Ein attraktiveres Angebot für Reisende
Beide Seiten planen die Einrichtung multimodaler Zentren, die über eine gute Straßenanbindung (sowie sichere Fahrradverbindungen) und ein attraktives Zugangebot verfügen.
Konkret unterstützen die beiden Minister einen Ausbau des grenzüberschreitenden Bahnangebots in zwei Phasen. Zunächst ab Dezember 2026 durch die Einführung einer Schnellverbindung Brüssel-Luxemburg mit drei Hin- und Rückfahrten pro Tag (morgens, mittags, abends), die das derzeitige IC-Angebot (eine Verbindung pro Stunde) ergänzt. Im Jahr 2029 – nach Abschluss der Modernisierungsarbeiten auf der Strecke Brüssel-Luxemburg – wird die Frequenz der IC-Züge verdoppelt (zwei stündliche Verbindungen zwischen Brüssel und Luxemburg), während das Schnellverbindungsangebot auf fünf Hin- und Rückfahrten pro Tag erhöht wird.
Auch die lokale Anbindung wird verbessert. Ab Dezember 2024 wird der Nahverkehrszug Luxemburg-Arlon einmal pro Stunde nach Libramont verlängert. Mittelfristiges Ziel ist es, Luxemburg zweimal pro Stunde mit Libramont zu verbinden, ohne dass die Pendler/-innen umsteigen müssen.
Insgesamt würden dann vier stündliche Verbindungen ohne Umsteigen von Luxemburg nach Belgien bestehen.
Längerfristig soll ein Vorort-Bahnangebot entwickelt werden, das über drei Linien, die Belgien mit Luxemburg verbinden, einen schnellen und effizienten Zugang zur luxemburgischen Metropole aus dem Grenzgebiet ermöglicht.
Was die Tarife anbetrifft, so verbessert die kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs in Luxemburg zwangsläufig die Attraktivität des Bahnangebots. Auf der belgischen Seite sieht die neue Preisliste der SNCB Ermäßigungen für Jugendliche, Seniorinnen und Senioren sowie kleine Gruppen (darunter Familien) vor. Darüber hinaus können Inhaber/-innen von grenzüberschreitenden Abonnements in rund 20 Orten die SNCB-Parkplätze kostenlos nutzen. Zudem ist die Einrichtung zusätzlicher Parkplätze (auch für Radfahrer/-innen) vorgesehen, insbesondere in Arlon.
Nicht zuletzt werden die Reisenden so bald wie möglich von neuen Schienenfahrzeugen profitieren (M7-Wagen für die SNCB, Coradia-Triebwagen für die CFL). Diese Fahrzeuge der neuesten Generation gewährleisten den Komfort der Reisenden, bieten einen optimalen Zugang für Personen mit eingeschränkter Mobilität und begünstigen die Kombination von Zug und Fahrrad.
Fortsetzung des Ausbaus des Schienengüterverkehrs
Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern wird fortgesetzt, um den grenzüberschreitenden Güterzugverkehr zu erleichtern, wobei der Schwerpunkt auf der Pünktlichkeit an den Grenzübergängen liegt. Die Investitionen in die Infrastruktur und die Interoperabilität der Systeme werden fortgesetzt.
Eine den beiden Ministern unterstellte Arbeitsgruppe wird mit der Umsetzung dieser Ziele beauftragt.
Georges Gilkinet, Vizepremierminister und belgischer Minister für Mobilität: „Die enge Zusammenarbeit zwischen Belgien und Luxemburg hat sich in vielen Bereichen, einschließlich des Eisenbahnsektors, stets als sehr fruchtbar erwiesen. Ich freue mich, dass wir unsere guten Beziehungen mit dieser neuen belgisch-luxemburgischen Vereinbarung fortsetzen. Dank dieses gemeinsamen Engagements ist die Zukunft der Bahnverbindungen zwischen Belgien und Luxemburg auf gutem Wege. Die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern ist von grundlegender Bedeutung und wirkt sich auf vielen Ebenen positiv auf alle aus – sei es in Bezug auf die Wirtschaft, das Klima oder auch die öffentliche Gesundheit. Seit Beginn der Legislaturperiode wurden in der Region mehr als 700 Millionen Euro investiert oder werden in Kürze investiert, davon mehr als 400 Millionen Euro in die Modernisierung der Achse 3.“
François Bausch, luxemburgischer Minister für Mobilität und öffentliche Arbeiten: „Dank eines pragmatischen Ansatzes, der auf einer gemeinsamen Studie der CFL und der SNCB beruht und durch das von unseren jeweiligen Ministerien eingebrachte Fachwissen ergänzt wurde, freue ich mich, dass wir diese Vereinbarung treffen konnten. Sie liegt Ziele sowohl auf der Ebene der Infrastruktur fest, die noch zu konkretisieren sind, als auch hinsichtlich des Bahnangebots, das in den nächsten Jahren ausgebaut werden wird. Im Eisenbahnbereich müssen wir die Grenzen überwinden, um einen qualitativ hochwertigen Service sowohl für die Bewohner/-innen der Großregion als auch für den Gütertransport zu bieten.“
Sophie Dutordoir, CEO der Société Nationale des Chemins de fer Belge: „Die SNCB wird weiterhin mit den CFL zusammenarbeiten, um den Anteil der täglichen Pendler/-innen, die den Zug zwischen den beiden Ländern nutzen, in Anlehnung an das bereits Erreichte zu erhöhen. Zusätzlich wird wird sie alles daran setzen, die auf den Ergebnissen der Studie basierenden Projektausrichtungen auf der Grundlage von Prioritäten umzusetzen – beispielsweise durch das Angebot einer schnelleren Zugverbindung zwischen Brüssel und Luxemburg. Die verschiedenen Ausrichtungen werden nun Gegenstand weiterer Studien sein. Die SNCB wartet ungeduldig auf den Abschluss der Arbeiten des Infrastrukturbetreibers Infrabel, denn die Konkretisierung dieser Ausrichtungen wird in Phasen und in Abhängigkeit vom Fortschritt der Modernisierungsbaustellen auf der Achse 3 erfolgen. Außerdem könnten die neuen M7-Wagen nach und nach auf der Strecke Brüssel-Luxemburg eingesetzt werden, je nachdem, ob Alstom die Lieferfristen einhält und ob die Zulassungstests durchgeführt werden, damit das M7-Material auf dem luxemburgischen Netz verkehren darf.“
Benoît Gilson, CEO von Infrabel: „Infrabel arbeitet Hand in Hand mit den CFL und den Betreibern an der Planung der Modernisierungsarbeiten auf der Achse 3 und der Erstellung des Transportplans. Diese Baustelle ist eine der komplexesten im belgischen Eisenbahnnetz. Sie umfasst eine Strecke von 175 km und erfordert eine Kombination aus schweren Bauarbeiten und der Aufrechterhaltung eines möglichst reibungslosen Verkehrs. Infrabel erneuert Gleise, Signalanlagen und Ingenieurbauwerke, begradigt Kurven, sichert Felswände, beseitigt Niveauübergänge und reelektrifiziert die Strecke, um die Referenzgeschwindigkeit auf einigen Abschnitten auf 160 km/h zu erhöhen und so 20 Minuten Fahrzeit zwischen Brüssel und der Grenze zum Großherzogtum Luxemburg einzusparen. Diese Arbeiten sollen zudem eine höhere Auslastung und eine größere Anzahl von Zügen ermöglichen, um den Ambitionen der föderalen Regierung zur Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene gerecht zu werden.“
Marc Wengler, Generaldirektor der CFL: „Die historischen Verbindungen und die langjährige Zusammenarbeit der CFL mit der SNCB und Infrabel bilden eine solide Grundlage für weitere Entwicklungen im Dienste unserer Privat- und Geschäftskunden. Wir sind entschlossen, unsere gemeinsame Vision eines leistungsfähigen Schienenverkehrs weiter umzusetzen, der den Eckpfeiler der multimodalen Mobilität bildet und eine absolut führende Rolle bei der Dekarbonisierung der Mobilität spielt.“